Eine Umstellung auf ein wasserstoffbasiertes Energiesystem ließe sich relativ schnell und mit nur geringen Anpassungen der bestehenden Verkehrsinfrastrukturen und -geräte erreichen. In Deutschland haben sich eine Reihe von Unternehmen und Institutionen in der GET H2-Initiative zusammengeschlossen, um einen wettbewerbsfähigen Wasserstoffmarkt zu schaffen und die rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen anzupassen. Eines dieser Unternehmen ist Nowega, ein Fernleitungsnetzbetreiber von rund 1.500 Kilometern Erdgashochdruckleitungen. Nowega-Geschäftsführer Frank Heunemann ist der Meinung, dass die deutsche Wasserstoffstrategie die richtigen Prioritäten gesetzt hat. „Jetzt kommt es darauf an, die konkreten Rahmenbedingungen als Grundlage für die Entwicklung des grünen Wasserstoffs als grundlegendes Element der Energiewende zu setzen“, sagt er.
Während Subventionen dazu beitragen können, dass die ersten Schritte zur Umsetzung wirtschaftlich machbar sind, bedarf es stabiler politischer Vorgaben, damit wettbewerbsfähige Unternehmen diesen Markt langfristig entwickeln können, meint Heunemann: „Um Projekte im industriellen Maßstab unter Nutzung der bestehenden Gasinfrastruktur zu realisieren, müssen baldmöglichst die rechtlichen Grundlagen für den Wasserstofftransport im Energierecht geschaffen werden. Nur auf dieser Basis können die Unternehmen langfristig verlässlich in die Entwicklung investieren.“ Während die Voraussetzungen in Ländern wie Deutschland besonders günstig sind, weist die EU in ihrem Strategiepapier darauf hin, dass auch andere Mitgliedstaaten durch die Wiederverwendung von Pipelines und Speichern den Investitionsbedarf senken können.
Wenn eine solche Umnutzung in Europa möglich ist, gibt es keinen Grund, warum sie nicht auch in anderen Ländern, die über eine geeignete Infrastruktur verfügen, machbar sein sollte. „Eine Umstellung der bestehenden Gasinfrastruktur auf Wasserstoff unterstützt die zukünftige nachhaltige Energieversorgung mit vertretbarem wirtschaftlichen Aufwand. Und auch die Nutzung bestehender Infrastruktur für neue Zwecke ist im Sinne einer Kreislaufwirtschaft sinnvoll“, so Gascade-Geschäftsführer von dem Bussche.
Investitionen in die Wasserstofftechnologie werden nicht nur den Regierungen helfen, ihre Klimaziele zu erreichen, sondern bieten auch die Möglichkeit, in einem schwierigen globalen Klima die Wirtschaft wieder anzukurbeln und gleichzeitig einen Vorsprung in der sauberen Technologie zu bewahren. Die Umwidmung von Gaspipelines für den Transport von Wasserstoff ist ein realistischer Weg zu einer vernünftigen Energiepolitik, zum Schutz der Umwelt und zum wirtschaftlichen Wohlstand.