Die gute Nachricht ist, dass eine beschleunigte und nachhaltige Energiewende weltweit die Nachfrage nach widerstandsfähigen Netztechnologien und der Speicherung erneuerbarer Energien antreibt: So will die EU bis 2040 eine neue Verbindungskapazität von 128 Gigawatt aufbauen, in China wird sich die Kapazität des Hochspannungsnetzes bis 2050 verdoppeln, und in den USA werden bis 2040 mehr als 35 Prozent der Netzanlagen ersetzt.
Eine der Schlüsseltechnologien für die Entwicklung eines leistungsfähigen Übertragungsnetzes ist die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ). Die HGÜ ermöglicht die effiziente Übertragung von Strom über große Entfernungen mit geringeren Verlusten als bei herkömmlichen Wechselstrom-Übertragungsleitungen. Diese Technologie wurde bereits in mehreren Großprojekten auf der ganzen Welt eingesetzt. Das Sunrise-Windprojekt vor der Küste New Yorks wird beispielsweise das erste Offshore-Windprojekt in den USA sein, bei dem die HGÜ-Technologie von Siemens Energy für die Windstromübertragung eingesetzt wird.
Verbindungsleitungen sind eine weitere wichtige Technologie, die dazu beitragen kann, eine nachhaltige Energiewende zu ermöglichen, indem erneuerbare Energieressourcen grenzüberschreitend genutzt werden. Zum Beispiel werden wir im Rahmen unseres NeuConnect-Projekt zwei der größten europäischen Energiemärkte, Deutschland und das Vereinigte Königreichüber eine Hochspannungsleitung unter der Nordsee verbinden. Dadurch kann genug Strom für 1,5 Millionen Haushalte zwischen den beiden Ländern übertragen werden.
Und mit der Umstellung des Stromnetzes auf eine stärker dezentralisierte Stromerzeugung, beispielsweise durch erneuerbare Energien, werden zusätzliche Technologien zum Lastausgleich und zur Bewältigung von Schwankungen der Stromfrequenz benötigt – beispielsweise Phasenschieber. Australien war ein früher Anwender dieser Technologie: Der südaustralische Netzbetreiber ElectraNet hat mehr als 50 Prozent erneuerbare Energien in seinem Übertragungsnetz. Dies stellt eine große Herausforderung für die Netzstabilität dar, da die Sonne nicht 24 Stunden scheint und auch der Wind nicht ständig weht. Um das Risiko eines Stromausfalls zu vermeiden, hat ElectraNet jetzt sein Umspannwerk in Robertstown mit zwei Phasenschiebern mit Schwungrädern ausgestattet, die helfen, plötzliche Frequenzabfälle sofort zu überbrücken.